Kritik begleitet uns
Wir sind in unserem Leben immer wieder mit Kritik konfrontiert. Mit Kritik, die von anderen Menschen uns oder unserem Tun gegenüber geäußert wird, oder mit Kritik, die wir selbst anderen Personen gegenüber äußern. Kritikkompetenz vereint beide dieser Wesensmerkmale von Kritik. Eine Person kann als kritikkompetent gelten, wenn:
- Kritik wertschätzend gegeben werden kann
- Kritik dankbar angenommen werden kann
- ungerechtfertigte Kritik erkannt und entsprechend gehandelt werden kann
Wie schaffst du es nun, nämlich nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch, quasi im Eifer des Gefechts, im Daily Business, dich in Kritikkompetenz zu üben?
In diesem Beitrag wirst du genau dazu 5 einfache Schritte zur Hand bekommen. Mit diesen 5 Schritten wirst du unter deinen Kollegen, Freunden und deinem Partner genauso schnell zum wertvollen und gern konsultierten Feedbackgeber, wie auch zum offenen und dankbaren Meinungseinholer avancieren.
Zunächst werfen wir mal einen Blick darauf, warum Kritik überhaupt notwendig ist. Würde das Leben, privat wie beruflich, nicht auch ohne Kritik funktionieren?
Das würde es vermutlich. Allerdings wäre es dann sehr öde, eintönig und ohne Entwicklung behaftet. Schließlich hat gute, konstruktive Kritik Veränderung zum Ziel. In den allerbesten Fällen sogar Verbesserung. Wer sich also weiterentwickeln und verbessern möchte, wird nicht an Kritik herumkommen. Er oder sie ist nahezu darauf angewiesen.
Beginnen wir also damit konstruktive Kritik vor den Vorhang zu holen!
Was macht Kritik konstruktiv, in welchen Situationen ist sie angebracht und wie kannst du sie am Besten weitergeben? Kritik anzubringen ist im Grunde nicht viel anderes als Feedback zu geben. Einziger Unterschied: Das Wort Kritik ist negativer behaftet als es mit dem Wort Feedback der Fall ist. Beides hat im Grunde das Ziel, einer Person eine Rückmeldung über deren Wirkung und/oder Verhalten zu geben. In vielen Fällen wird auch eine Lösungs- bzw. Verbesserungsstrategie an das zuvor Kritisierte angehängt.
Im Folgenden findest du wie versprochen eine 5 Schritte-Anleitung dazu, wie du wertschätzend, konstruktiv und sachlich Kritik geben kannst:
- Sprich mit den Menschen und nicht über sie.
Anstatt zu sagen: Du bist…
Sagst du einfach: Mir ist aufgefallen, dass… - Beschreibe konkret die beobachteten Verhaltensweisen und vermeide dabei Verallgemeinerungen.
Sei in deiner Beschreibung so präzise wie möglich. Ziel ist es, dass der Empfänger deiner Kritik diese auch wirklich versteht und nachvollziehen kann. - Oft sind mehr als 90% der gebotenen Leistung großartig und 10% verbesserungswürdig. Hebe diese 90% hervor!
Ehrliches Lob und ehrliche Wertschätzung sind ausgezeichnete Verstärker. Sei auch dabei so detailliert wie möglich. Was hat dir besonders gut gefallen? Was sollte wieder so gemacht werden? - Bleibe ruhig und sachlich.
Auch wenn dich Leistungen, Ansichten und Umsetzungen vielleicht manchmal auf die Palme bringen. Richte deine Kritik immer an dem Produkt oder an der Situation aus. Greife die Person nie direkt an. Versuche dafür durchzuatmen und dir für eine fundierte, ausgewogene und konstruktive Kritik Zeit zu lassen. - Verpacke Lösungen in deinen Rückmeldungen. Versetze dich dabei in die Lebenswelt des Empfängers.
Welche konkreten Maßnahmen könnte der Empfänger deiner Kritik setzen, um sich in diesem speziellen, von dir kritisierten Bereich, weiter zu verbessern. Argumentiere dabei nicht verallgemeinernd und versuche dich in die Person hineinzuversetzen. Vor welchen Herausforderungen stand er oder sie bei der Vorbereitung und Umsetzung? Warum wurde so gehandelt wie gehandelt wurde?
Beherzigst du diese 5 Schritte steht einer erfolgreichen Weitergabe deiner Kritik fast nichts mehr im Weg. Wobei eine Sache wäre da noch. Nämlich die Person, die die Kritik empfängt. Dass Kritik richtig ankommt und in weiterer Folge umgesetzt werden kann, hängt nicht nur von der Art und der Formulierung der Kritik ab, sondern auch davon wie der Empfänger damit umgeht.
Hier weitere 5 Schritte um erfolgreich Kritik anzunehmen und vielleicht auch noch dankbar dafür zu sein:
- Nimm Kritik nicht persönlich.
Konstruktive Kritik hat zum Ziel dir weiterzuhelfen und dich auf Dinge hinzuweisen, die du vielleicht noch nicht erkannt hast. Sie richtet sich nicht gegen dich persönlich, sondern behandelt einen bestimmten Sachverhalt oder eine Situation. - Höre zu und reagiere dankbar.
Höre zu bevor du auf Kritik reagierst. Lass dein Gegenüber ausreden. Sieh die Kritik als Lösung oder Anstoß dazu und bedanke dich dafür. Versuche dich nicht zu rechtfertigen, warum du etwas so gemacht, gesagt oder getan hast. - Frage nach und wiederhole.
Frage zuerst dich selbst, ob du überhaupt weißt worauf sich die Kritik konkret bezieht. Stelle dir dabei auch die Frage, ob sie überhaupt gerechtfertigt ist. Im nächsten Schritt paraphrasiere! Wiederhole also die Kritik und frage nach, ob du alles richtig verstanden hast. Oft können allein durch Missverständnisse Probleme entstehen. - Achte auf deine Gefühle und akzeptiere die Meinung deines Kritikers.
Kritik einfach als Meinung des anderen zu betrachten kann sehr hilfreich sein. Konstruktive Kritik hat nie zum Ziel dich Angst, Wut, Scham oder Überforderung fühlen zu lassen. Mache dir nochmal bewusst, dass es dabei nicht um dich als Person und Mensch geht, sondern um einen kleinen Ausschnitt der derzeitigen Situation, Leistung oder Wirkung von dir. - Du bist großartig und du weißt es!
Mache dich deiner Fähigkeiten und Stärken bewusst und sei von deinem Handeln überzeugt. So kannst du Kritik dankbarer und für dich selbst produktiver annehmen und umsetzen. Vieles was du tust machst du bereits großartig!
Ausgestattet mit diesen Tipps wirst du gleichermaßen als wertvoller Inputgeber, wie auch als guter Zuhörer und verbesserungsfreudige Person von deinen Mitmenschen angesehen werden.
Kritik ist gut und kann hilfreich sein. Muss sie aber nicht!
Manchmal kommt es auch vor, dass sich Menschen nicht so sehr wie du mit Kritik auseinandersetzen. Ihre Kritikkompetenz ist vielleicht noch nicht so ausgeprägt wie deine. Deswegen passiert es immer wieder: Man bekommt ungerechtfertigte Kritik!
Soll heißen: Du bist eigentlich nicht der Verursacher des zu Kritisierenden und kannst insofern auch nicht viel dafür oder dagegen machen, oder du wirst durch Kritik persönlich angegriffen. Diese Kritik ist schlicht und einfach falsch adressiert oder falsch, beleidigend und herabwürdigend formuliert. Diese Form der Kritik ist sicherlich nicht produktiv. Das Gute daran ist: Du hast jedes Recht dazu, dich bei ungerechtfertigter Kritik zur Wehr zu setzen oder für die eigene Position einzutreten. Das heißt jedoch nicht, in gleicher Weise auf den Kritiker zurückzufeuern.
Mit diesen 5 Schritten kommst du auch mit ungerechtfertigter Kritik klar:
- Nimm ungerechtfertigte Kritik keinesfalls stillschweigend hin!
Du gerätst sonst schnell in die Rolle des Sündenbocks. Zeige in solchen Situationen Selbstbewusstsein und stelle deine Ansicht der Dinge sachlich, wertschätzend und klar dar. - Teile deinem Kritiker mit, dass du seine Kritik unberechtigt findest und begründe warum.
Mache dabei keine Schuldzuweisungen und tappe nicht in die Rechtfertigungsfalle. Das ist kontraproduktiv. Bleibe dabei wie erwähnt, sachlich und freundlich. Vergiss dabei auch nicht darauf, deinem Kritiker zuzuhören, wenn er dazu etwas zu sagen hat. - Hole dir Unterstützung.
Es kann von Vorteil sein, wenn du dir von deinen Kollegen, Freunden oder Projektmitarbeitern eine weitere Person zur Klärung hinzuholst. Oft können dritte Personen als Vermittler aktiv werden. - Reagiere zeitnah.
Versuche die ungerechtfertigte Kritik so schnell als möglich klarzustellen. Eine rasche Klärung kann weitere unpassende Kritikpunkte unterbinden. - Sei nicht nachtragend.
Jeder macht mal Fehler. Kritikkompetenz zeichnet sich auch dadurch aus, nach einer unbefriedigenden Diskussion weiterhin mit jemandem zusammenarbeiten zu können.
Ist Kritikkompetenz trainierbar?
Ja! Kritikkompetenz ist in jedem Fall erlern- und trainierbar.
Mit diesen insgesamt 15 Schritten bist du gut gerüstet für deine nächste Präsentation, Diskussion, Auseinandersetzung oder was sonst auch immer auf dich zukommen mag. Sei dabei immer ehrlich zu dir selbst und versuche dein Verhalten in entsprechenden Situationen regelmäßig zu reflektieren. Achte auch darauf, dass deine Körperhaltung offen und einladend auf deine Mitmenschen wirkt. Habe etwa deine Hände offen vor dem Körper und nicke immer wieder mal zustimmend und zuhörend. So kannst du bestimmt mit Erfolg deine Kritikkompetenz trainieren und weiter ausbauen.
Fazit
- Um in Teams, Partnerschaften, Unternehmen, Familen, etc… miteinander auszukommen und sich weiterzuentwickeln, müssen wir ein gewisses Maß an Kritikkompetenz mitbringen.
- Kritikkompetenz heißt: Kritik konstruktiv geben und empfangen können, wie auch ungerechtfertigte Kritik anzusprechen.
- Kritik ist Feedback sehr ähnlich und sollte sich deswegen auch unter Anderem auf die positiven Aspekte konzentrieren.
- Kritikkompetenz ist erlern- und trainierbar.
- Inhalt, Aussprache und Körpersprache einer Kommunikation bilden eine Einheit und sollten deswegen immer aufeinander abgestimmt sein, um Missverständnisse vorzubeugen.
Ich baue in meine Trainings auch immer wieder Methoden und Übungen zur Steigerung der persönlichen Kritikkompetenz ein. Dadurch werden oft anfängliche Spannungsfelder gelöst und eine erneute wertschätzende Zusammenarbeit beginnt. Mehr dazu findest du in meinen Leistungen und Trainings.